Es sind die vielen doch so ganz unterschiedlichen Gesichter, die sich hinter einer Depression verstecken. Für Außenstehende sind die Masken oft undurchsichtig. Depression ist zu einer Volkskrankheit geworden, oft schleichend dem Abgrund entgegen. Als Etikette nach außen lässt sich maximal noch ein Burnout verkaufen. Alles andere gilt in unserer Gesellschaft häufig als Versagen.
Während der Einführung von Frau Prof. Domschke schossen mir viele Fragen durch den Kopf.
- Warum gilt man in unserer Gesellschaft gleich als krank, wenn man sich Unterstützung bei Dritten sucht?
- Was hält den Einzelnen ab, sich nicht schon viel früher Hilfe zu suchen?
- Welche Unterstützungssysteme braucht unsere Gesellschaft, dass dem Ausbruch dieser Krankheit präventiv vorgebeugt werden kann?
- Wie können wir eine Kultur des Austauschs, des gegenseitigen Beistands erreichen, in der es normal ist, dass wir Menschen über das sprechen können, was uns auf dem Herzen liegt?
- Welche Angebote können wir als Coaches in dem Bewusstsein machen, dass wir keine Therapeuten sind und sein wollen? Braucht es dazu niederschwellige Offerten?
Ich selbst bin kein Experte auf diesem Gebiet. Jedoch habe ich viele unterschiedliche Erfahrungen mit dieser Krankheit gesammelt. Immer mehr komme ich zur Überzeugung, dass die Ausbreitung von Depressionen nur dann aufzuhalten ist, wenn wir diese Krankheit enttabuisieren und in unserer Gesellschaft ein dichtes Netzwerk an unterschiedlichen Angeboten für Menschen bereit stellen.
Ich möchte gerne durch meine Arbeit als Coach und Trainer meinen Beitrag leisten, dass möglichst Menschen erst gar nicht in diesen psychischen Abwärtsstrudel hineingezogen werden.
Spannend finde ich, mich mit Euch darüber auszutauschen, ob und welche Angebote möglich sind, die über das hinaus gehen, was es bisher schon an Offerten gibt.
Lieber Chris, auch mich hat die Ausstellung und die Begegnung mit den Menschen an diesem Abend sehr berührt. Mich haben in den Wochen danach immer wieder Nachrichten von Betroffenen erreicht, die mit mir über die Bilder diskutierten und mir ihre Geschichten erzählten. Alles in allem einte die Scham die Menschen – sie trauten sich nicht mit der Erkrankung an die Öffentlichkeit zu gehen. Egal ob man aufgrund eines Schicksalschlages, aufgrund der Genetik oder anderen Gründen an einer Depression erkrankt ist, den Betroffenen fällt es wahnsinnig schwer darüber zu sprechen. Viel zu oft sind sie mit Durchhalteparolen und Unverständnis konfrontiert. Es ist an der Zeit, mit diesen Vorurteilen aufzuräumen.