der Hype auf Trainermarkt

Als Abonnent von Tobias Becks Podcast „Bewohnerfrei“ war ich gespannt auf die Folge mit Jürgen Höller. Diese Folge verfolgte und beschäftigte mich danach eine ganze Weile. Ich habe mich gefragt, was das ist, was mich emotional so in Rage versetzte. Ich musste mich wohl erst körperlich auspowern, um meine Wahrnehmungen und Gedanken etwas zu sortieren.
Gerne möchte ich, wenn auch nicht immer sehr geordnet, anderen Menschen meine Gedankenwelt offenbaren.

  • Es geht schon im Vorspann von Tobias Beck los. Eine Superlative jagt die andere über Jürgen Höller. Die Facts sind bestimmt alle richtig. Jedoch, was ist seine Message dahinter? Bin ich nicht ein toller „Hecht,“ solch ein Fisch an der Angel zu haben? Gehöre ich damit endgültig zu den Top 10 der Podcaster?  …
  • Jürgen Höller kann sich gut verkaufen, kann rhetorisch seine Botschaften gut verpacken.Auch ich nehme natürlich etwas mit.
    An verschiedenen Stellen entlockt es Tobias ein „Wow“, ein „Guru“. Es wirkt für mich unterwürfig. Jürgen Höller als geistlicher Lehrer (Guru) wird von Tobias auf ein hohes, für mein Empfinden zu hohes Podest, gestellt.
  • Was bei mir hängen bleibt und angekommen ist, dass es auf dem Trainermarkt, in der Weiterbildungsbranche um Wachstum, Wachstum und nochmals Wachstum geht. Möglichst viel Geld (hochpreisige Angebote) zu machen, mit Produkten, die viel Show, Aufgewärmtes und Verpackung beinhaltet. Klar, kann man auf dem Standpunkt stehen, wenn es jemand kauft und es dann auch noch nützt, dann kann es nicht so schlecht sein. Vielleicht habe ich mich selbst bisher unter Wert verkauft.
  • Ist es die einzige Überlegung des Herrn Höller, sich einen Privatjet miete, damit er zwei Tage mehr zum Arbeiten hat? Dadurch verdiene er mehr, als ihn dieser Jet kostet. Diese Sichtweise finde ich doch sehr kurzgegriffen. Ich erkenne nicht, wo Herr Höller als Guru sich seiner Verantwortung für nachfolgende Generationen bewusst macht. Wo zeigt sich bei ihm der eigentliche „Seinszweck“ des Mensch? Eine Lebensweise, die auch Nachhaltigkeit und die Bewahrung unserer Erde beinhaltet? Muss es immer nur um noch mehr Wachstum, alles ist möglich und machbar, gehen?

Was ich bei Tobias vermisste, …
… keinerlei kritische Nachfragen oder gar einen kritischen Austausch über Motive, Antreiber oder Aussagen von Jürgen Höller. Wenn sein Glaube die Basis für sein Handeln ist, dann müsste es doch noch mehr als Geld, Außenwirkung, Zeit zum Arbeiten und Familie und Weiterbildung geben.
Vielleicht habe ich all das nur nicht gehört oder gar ausgeblendet. Ich finde alle Menschen mit ihrer Geschichte spannend und lehrreich. Trotzdem würde ich mir wünschen, dass wir unsere eigene Wachstumsgläubigkeit und -faszination kritisch hinterfragen und überlegen, ob nicht oft weniger mehr sein kann.

Wie immer freue ich mich, wenn Ihr mit mir Eure Erfahrungen und Gedanken teilt.

Depression hat viele Gesichter

Die Eröffnung der Fotoausstellung von Andrea Kisslinger und Alexander Apprich am 28.03.2018 in Freiburg hat mich bewegt, ja berührt.
Es sind die vielen doch so ganz unterschiedlichen Gesichter, die sich hinter einer Depression verstecken. Für Außenstehende sind die Masken oft undurchsichtig. Depression ist zu einer Volkskrankheit geworden, oft schleichend dem Abgrund entgegen. Als Etikette nach außen lässt sich maximal noch ein Burnout verkaufen. Alles andere gilt in unserer Gesellschaft häufig als Versagen.
Während der Einführung von Frau Prof. Domschke schossen mir viele Fragen durch den Kopf.

  • Warum gilt man in unserer Gesellschaft gleich als krank, wenn man sich Unterstützung bei Dritten sucht?
  • Was hält den Einzelnen ab, sich nicht schon viel früher Hilfe zu suchen?
  • Welche Unterstützungssysteme braucht unsere Gesellschaft, dass dem Ausbruch dieser Krankheit präventiv vorgebeugt werden kann?
  • Wie können wir eine Kultur des Austauschs, des gegenseitigen Beistands erreichen, in der es normal ist, dass wir Menschen über das sprechen können, was uns auf dem Herzen liegt?
  • Welche Angebote können wir als Coaches in dem Bewusstsein machen, dass wir keine Therapeuten sind und sein wollen? Braucht es dazu niederschwellige Offerten?

Ich selbst bin kein Experte auf diesem Gebiet. Jedoch habe ich viele unterschiedliche Erfahrungen mit dieser Krankheit gesammelt. Immer mehr komme ich zur Überzeugung, dass die Ausbreitung von Depressionen nur dann aufzuhalten ist, wenn wir diese Krankheit enttabuisieren und in unserer Gesellschaft ein dichtes Netzwerk an unterschiedlichen Angeboten für Menschen bereit stellen.
Ich möchte gerne durch meine Arbeit als Coach und Trainer meinen Beitrag leisten, dass möglichst Menschen erst gar nicht in diesen psychischen Abwärtsstrudel hineingezogen werden.
Spannend finde ich, mich mit Euch darüber auszutauschen, ob und welche Angebote möglich sind, die über das hinaus gehen, was es bisher schon an Offerten gibt.